State of the pluginkollektiv

Seit 2015 kümmert sich das pluginkollektiv um die Plugins von Sergej Müller. Das größte Plugin Antispam Bee wuchs von 200.000 auf zeitweise 800.000 aktive Installationen. Aber die anderen Plugins schwächeln doch ziemlich. Ich befürchte, dass unser Ansatz langsam an seine Grenzen stößt. Wohin geht es mit dem pluginkollektiv und den Plugins in der Zukunft?

2015 haben vier Personen die Plugins übernommen. Caspar, Stephanie, Ralf und ich.
https://pluginkollektiv.org/de/hallo-welt/

Ein Jahr später haben wir ein kleines Resümee gezogen. So richtig zufrieden waren wir nicht mit dem Ergebnis. Es war gar nicht so einfach sich einzulesen und alles am Laufen zu halten.
https://pluginkollektiv.org/de/das-pluginkollektiv-sucht-unterstuetzung/

Wir hatten damals aufgrund der personellen Probleme eine Maxime aufgestellt:

„Erste Priorität sollte die Wartung der Plugins haben, um ihre fortlaufende Nutzung zu sichern (Kompatibilität mit der aktuellen WordPress-Version). Die Weiterentwicklung im Sinne neuer Features ist optional. Wichtig ist uns Kontinuität! Lieber 1 Plugin richtig pflegen, als 3 so halb.“

Eine schöne Idee, aber sie hat einen Nachteil: Wenn es direkte Konkurrenten gibt und die gibt es eigentlich bei fast allen Plugins, dann gewinnt derjenige, der mehr Ressourcen hat und das tragfähigere Geschäftsmodell. Alle Konkurrenten mit Pro-Versionen oder Agenturen/Hostern im Rücken können das Problem mit mehr Personal, Geld und Innovation bewerfen.

Ein Plugin nur zu „warten“ ist nicht genug. Das funktioniert bei Antispam Bee, weil sich in der Technik selbst und den Daten eigentlich nicht mehr viel ändert. Viele haben die Kommentare aber auch gar nicht (mehr) geöffnet.

Aber wenn in einem Bereich Innovation stattfindet und auf neue Entwicklungen reagiert werden muss, dann hinken alle Plugins hinterher. Sowohl Statify, Antivirus als auch Cachify sind veraltet und neue Lösungen, wie Koko Analytics oder WP Rocket ziehen an uns vorbei, sehen besser aus und bieten z.T. auch den gleichen datenschutzkonformen Ansatz.

Der Grund für diese Misere haben wir in dem Artikel über Antivirus selbst schon gegeben:

„Doch warum hat sich nichts getan die letzten Jahre? Die Antwort ist recht einfach: innerhalb des Kollektivs hat sich niemand wirklich zuständig gefühlt, es hat sich kein Team gebildet, das sich der Sache ernsthaft annimmt. Das ändert sich langsam.“

https://pluginkollektiv.org/de/zur-zukunft-von-wp-antivirus/

Langsam wäre ja noch schön. Meine Befürchtung ist, es ändert sich gar nicht. Seit 8 Jahren siechen die Plugins herum.

Einmal im Jahr beim Cloudfest Hackathon gab es Projekte vom Pluginkollektiv. Antispam Bee 3 und Statify waren es dieses und letztes Jahr – aber keines davon konnte dauerhaft neue Leute anziehen und die Innovationen erleben das Licht der Welt nicht. Oder sehr langsam. Da nur eine begrenzte Zahl an Menschen aktiv ist, entstehen neue „Bottlenecks“ und wenn neue Jobs, das Privatleben oder etwas anderes dazwischenkommt, dann ist alles gestoppt. So kommt die seit Jahren geplante v3 von Antispam Bee nicht weiter und Statify v2 ist auch noch nicht veröffentlicht.

Ohne dauerhaftes Commitment oder Sponsoring von Akteuren werden diese Tools immer mehr veralten und irgendwann durch bessere, modernere Ansätze überholt werden. Wachstum war nur bei Antispam Bee festzustellen und wohl auch nur, weil wir eines der ersten Plugins waren und viele andere kostenlose Tools nicht so viele aktive Installationen haben, sodass wir als eines der beliebtesten Plugins, mehr Zulauf bekamen.

Aber für die anderen Tools fehlen mindestens 1-2 Entwickler:innen, die Code reviewen können, da wir ein 4-Augen-Prinzip haben, was schwer ist umzusetzen, wenn nur einer das Wissen für den Review hat …

Was mir wichtig ist: Das ist kein Angriff auf die aktuell Aktiven und ich will auch nicht schwarzsehen, was die neue Version von Antispam Bee oder Statify angeht. Ich bin nur gerade ziemlich enttäuscht wegen der fehlenden Unterstützung. Und in meiner Frustration sehe ich aktuell schwarz, was die langfristige Zukunft der Projekte angeht.

Gehen wir mal die Plugins der Reihe nach durch:
Antispam Bee – nach 800k Spitze aktuell fallende Nutzungszahlen, aber immer noch das beliebteste Plugin und eine gute Wahl.

Statify – 100k Nutzer, Koko Analytics sieht moderner aus und holt schnell auf, ist innovativer, praktischer und platzsparender.

Antivirus – 40k Nutzer, aber setzt eigentlich zu spät an, wenn der Hack schon da ist. Web Application Firewalls (WAF) oder komplett externe Lösungen sind die bessere Wahl. Kaum Beteiligung aus der Community.

Cachify – 10k Nutzer, seit 2 Jahren nicht aktualisiert. Cache Enabler ist der aktivere Klon – es gibt aber auch zahlreiche weitere Caching-Plugins im Verzeichnis.

Blocklist Updater – 3k Nutzer, hat einen fundamentalen Fehler (überschreibt das Feld, sodass keine individuellen Anpassungen möglich sind) und es gibt bessere Alternativen (Siehe: https://github.com/splorp/wordpress-comment-blacklist#how-do-i-use-it). Die Integration in Antispam Bee hat nie jemand in Angriff genommen.

Checksum Verifier – ist schon eingestellt, da in Antivirus integriert. Der Integrity-Check ist manuell aber auch über das Health Check Plugin möglich.

Crazy lazy – ist bereits eingestellt.

Save post, check links – seit 3 Jahren nicht aktualisiert, nur 200 Nutzer.

Snitch – seit 4 Jahren nicht aktualisiert, 1000 Nutzer.

Der Vollständigkeit halber noch erwähnt: 2-Step-Verification – da gibt es ein offizielles Core-Plugin: Two Factor was auch E-Mail abdeckt.

Daher stellt sich mir die Frage: Welches Plugin ist hier überhaupt noch relevant und für die Zukunft gewappnet? Lohnt es sich überhaupt noch in eines davon Zeit zu investieren? Und das ohne reelle Exit-Strategie, da ein Verkauf bei unklaren Besitzverhältnissen schwierig ist. Und zudem damals bei der Übergabe von Sergej immer ausgeschlossen wurde.

„Ebenfalls bedanken wir uns sehr herzlich bei Sergej, dass er uns seine Plugins anvertraut. Im Gegenzug verpflichten wir uns, die Plugins weiterhin kostenlos und werbefrei zur Verfügung zu stellen.“

An wen würde das Geld überhaupt fließen? Und will die Plugins überhaupt jemand haben?

Ohne Innovationen werden diese Plugins früher oder später von den Nutzer:innen ausgetauscht. Denn das Internet entwickelt sich stetig weiter und die Ansprüche verändern sich. Ohne darauf einzugehen, werden wir nur den Untergang verwalten. Mehr nicht. Dazu bin ich nicht bereit.

Daher meine Frage an die Community: Welches Tool vom pluginkollektiv nutzt ihr und wo lohnt sich eine Erneuerung? Falls da kein Commitment kommt, können wir nämlich diese Plugins auch alle dicht machen.

9 Antworten auf State of the pluginkollektiv

  1. Hallo Torsten, auch wir haben das Antispam Bee Plugin im Einsatz.

    Grundsätzlich finde ich den Einsatz von Bezahl-Plugins gut und sinnvoll, eben weil sonst immer die Gefahr besteht, dass ein Projekt / Plugin im Sande verläuft. Und das kann in ja in niemandes Sinne sein.

    Herzliche Grüße aus Freiburg,

    — Markus

    • Wie auf Twitter/X/Mastodon schon geschrieben, ist Antispam Bee sicher das letzte Plugin, welches wir schließen würden. Aber das Feedback zeigt auch, dass bei den anderen Plugins wenig Rückhalt existiert. Und generell sieht es halt düster aus, was die Mitarbeit angeht.

  2. Ich nutze AntiSpam Bee und Cachify. Bin damit zufrieden und sehe keine Notwendigkeit mich für mein kleines Blog nach was anderem umzusehen.

  3. Antispam Bee und Cachify habe ich eigentlich bei fast jeder meiner WordPress-Installationen am Start. Bei einigen auch Statify. Wäre schade, wenn es diese Plugins nicht mehr gäbe…

  4. Ich nutze AntiSpam Bee, Statify und Cachify für eigene und Kundenprojekte.
    Finde die leise und stabile Funktion aller Plugins einfach unschlagbar.

    Denke aber auch das eine nachhaltige Lösung zum Weiterbetrieb und ggf. Weiterentwicklung nötig ist.

    Es grüßt
    derRALF

  5. Ich denke, dass einige Open Source Entwickler – die (noch) nicht aktiv im Kollektiv mitarbeiten – Code Reviews durchaus stemmen könnten. Die angestrebte Innovation könnte da vielleicht etwas Rückenwind bekommen. Habt ihr versucht, mal direkt andere Entwickler einzuladen? Ich würde bei dem einen oder anderen PR durchaus mal mitmachen…

    • > Habt ihr versucht, mal direkt andere Entwickler einzuladen?

      Wir betonen überall, dass wir Mithilfe benötigen. Steig gerne mit ein! Du kannst in unseren Slack eingeladen werden, auf GitHub PRs einreichen oder andere PRs reviewen. Im Support aushelfen. Die Möglichkeiten sind da.

      Aber die Frage scheint ja eher in die Richtung zu gehen, was wir konkret tun. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wir haben alle keine Zeit (mehr). Auch nicht, um weitere Leute „anzuwerben“. Vor allem wäre die Frage wo und wie das passieren könnte/müsste.

      Meinen Tweet dazu haben Stand jetzt 3910 Leute gesehen. Und du bist der erste und einzige, der konkrete Entwickler-Hilfe in Aussicht stellt. Und genau da liegt unser Problem.

  6. Pingback: Der Tag, an dem ich Open Source Entwickler wurde - realloc's asylum

  7. Lieber Torsten,

    vielen Dank für deinen ehrlichen und tiefgründigen Einblick in die aktuelle Lage des pluginkollektivs. Als Online Marketing Agentur, die täglich mit WordPress arbeitet, wissen wir die immense Bedeutung von Plugins und der dahinterstehenden Arbeit zu schätzen. Euer Engagement, die Plugins von Sergej Müller am Leben zu erhalten und weiterzuentwickeln, ist bewundernswert und verdient große Anerkennung.

    Deine Reflexion über die Herausforderungen und Grenzen, mit denen das pluginkollektiv konfrontiert ist, spricht wichtige Punkte an. Die IT-Welt ist rasant und ständige Innovationen sind unerlässlich, um relevant zu bleiben. Deine Beobachtungen, dass Plugins wie Antispam Bee zwar noch immer beliebt sind, aber andere Tools wie Statify oder Antivirus hinter moderneren Lösungen zurückbleiben, sind aufschlussreich und stellen eine klare Richtung dar, in der gehandelt werden muss.

    Das Dilemma, in dem sich das pluginkollektiv befindet, ist eine Herausforderung, die viele Open-Source-Initiativen teilen: begrenzte Ressourcen, ehrenamtliches Engagement und der ständige Kampf um Relevanz in einem sich schnell entwickelnden digitalen Umfeld. Es ist bedauerlich, aber auch verständlich, dass unter diesen Umständen Innovationen langsamer voranschreiten oder gar ins Stocken geraten.

    Eure Entscheidung, sich auf die Wartung zu konzentrieren und die Entwicklung neuer Features als optional anzusehen, war sicherlich gut gemeint, aber wie du richtig bemerkst, im heutigen digitalen Wettbewerb nicht mehr ausreichend. Die Frage, ob und wie die Plugins weiterentwickelt werden sollten, ist komplex. Es bedarf nicht nur der technischen Expertise, sondern auch eines klaren Geschäftsmodells und der notwendigen finanziellen Mittel.

    Die Community-Anfrage bezüglich der weiteren Entwicklung der Plugins ist ein kluger Schritt. Die Rückmeldung und das Engagement der Nutzer können entscheidend sein, um Prioritäten zu setzen und vielleicht neue Wege der Unterstützung und Finanzierung zu finden.

    Von unserer Seite aus können wir sagen, dass Tools wie Antispam Bee für uns und viele unserer Kunden von großer Bedeutung sind. Eine Weiterentwicklung und Modernisierung dieser Tools wäre sicherlich im Interesse vieler Nutzer.

    Wir möchten euch ermutigen, den Dialog mit der Community fortzuführen und offen für neue Ideen und Partnerschaften zu sein. Eure Arbeit ist wertvoll und verdient es, fortgesetzt zu werden. Vielleicht findet sich eine Lösung, die sowohl den Ansprüchen der Nutzer als auch den Möglichkeiten des Kollektivs gerecht wird.

    Mit besten Grüßen aus Neuss und in Anerkennung eurer Arbeit,

    Šukri Jusuf

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